Das 1.-Liga-Saisonende am vergangenen Samstag brachte dem TV Dagmersellen den ersehnten fünften Sieg. Und den Abschied von wichtigen Spielern, welche eine grosse Lücke hinterlassen.
von Renato Cavoli
Kleine Rückblende, irgendwann vor knapp fünf Jahren. Der TVD hatte nach dem feststehenden, schmerzlichen Abstieg in die 2. Liga soeben die Verpflichtung von Martin Prachar als neuen Cheftrainer bekanntgegeben. Der sass im Saisonendspurt, also bevor er die neue Herausforderung antrat, auf der Tribüne. Neben ihm Silvan Graf, der danach zusammen mit ihm als Co-Trainer vier sehr erfolgreiche Jahre verantworten durfte. «Was habt ihr für Kreisläufer?», fragte Prachar während des Spiels. «Mach dir keine Sorgen, Martin. Wir sind mit Fabian Wyss und Pascal Tschupp auf dieser Position doppelt und erstklassig besetzt», antwortete Graf.
Respektiert und geschätzt
Zurück zum vergangenen Samstag: Vor dem letzten Finalrundenmatch gegen Yverdon verabschiedete TVD-Präsident Peter «Simi» Staub gleich vier Personen aus dem innersten Zirkel des Fanionteams. Martin Prachar, den Cheftrainer, der aber, so ist es aufgegleist, als Assistent des neuen Cheftrainers Silvan Graf den Dagmersellern hoffentlich erhalten bleiben wird. Dann Denis Minder, den Mann mit der Doppellizenz. Der sehr talentierte Rückraumspieler wird in Zukunft wieder ausschliesslich für seinen Stammverein Willisau auflaufen.
Und dann folgte das, was am Ende in einem langanhaltenden und verdienten Applaus gipfelte. Die Verabschiedung von Pascal Tschupp (31) und Fabian Wyss (34). Zwei Säulen und entsprechend tragende Elemente im Verbund der ersten Mannschaft. Fabian Wyss seit 2007 (er stieg mit dem TVD zu Beginn sogar in die NLB auf), Pascal Tschupp seit 2011. Beide waren in der Mannschaft als feste Grössen respektiert, als Menschen und Teamkameraden hoch eingestuft und von den Trainern wegen ihrer Einstellung geschätzt. In den letzten Jahren trug Tschupp, «der Mann mit der grossen Wasserverdrängung», wie er sich, halb im Spass, halb im Ernst, selber gerne bezeichnet, die Captainbinde.
Abstieg und gutes Gefühl
Fabian Wyss hat Mühe, einen oder zwei besonders grosse Momente in den letzten 15 Jahren herauszupicken. «Wir haben so viel zusammen erlebt. Der Teamgeist und der Zusammenhalt waren unsere Stärken. Aber doch, die Cupspiele gegen NLA-Mannschaften waren besonders schön. Das Messen mit den Grossen des nationalen Handballs. Und natürlich jedes Jahr das Gnagiessen. Die tolle Stimmung, die vielen Leute, welche jeweils die Halle füllten und uns so unterstützten.»
Der Abstieg vor fünf Jahren in die 2. Liga ärgert ihn noch heute. «Wir schlugen uns gleich selber», sagt er. Viel lieber denkt Fabian Wyss zurück an die vielen schönen Momente. Und freut sich jetzt, nach seinem Rücktritt, auf etwas mehr Zeit mit seiner Lebenspartnerin Antonia, mit der er in Horw ein Haus gekauft hat. «Wir bauen das jetzt für unsere Zwecke um. Das braucht Zeit.» Der Aufwand für den Handball sei doch sehr gross geworden. Die Trainings, die Spiele, die lange Saison. «Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl und bleibe dem TVD, meinem Verein, auf jeden Fall verbunden.»
Stimmung und Umfeld
Das wird auch bei Pascal Tschupp so sein. Der TVD-Recke will nun mit seiner Lebenspartnerin Fanny und Töchterchen Yuna einen neuen Lebensabschnitt beginnen. «Aber man wird beim TVD sicher irgendwo ein Pöstchen für mich bereit haben», sagt er und schmunzelt. Auch Pascal Tschupp denkt ungern an den Abstieg zurück. «Dass wir ein Jahr später wieder aufstiegen und Cupsieger wurden, das war die richtige Antwort. Und dann haben wir uns in den letzten drei Saisons mit unseren Trainern Martin Prachar und Silvan Graf souverän in der 1. Liga gehalten.»
Es werde ihm einiges fehlen. Das Gefühl vor den Spielen in der Kabine, all die wunderbaren geselligen Anlässe, weit über den Handball hinaus, welche er mit seinen Teamkollegen hätte geniessen dürfen. «Und der Groove in der Chrüzmatt-Halle, unsere Fans, das familiäre Umfeld, zu dem so viele Menschen seit Jahrzehnten uneigennützig beitragen.»
Sowohl bei Fabian Wyss als auch bei Pascal Tschupp reifte der Entschluss, nach dieser Saison zurückzutreten, im Verlauf der Rückrunde. «Die vielen Reisen in die Ostschweiz und sogar in die Westschweiz, total 28 Spiele, unzählige Trainings… Irgendwann ist das Ende einfach da», sagt Pascal Tschupp. Er hoffe, dass sich der TVD selber treu bleibe und weiter auf den eigenen Nachwuchs setze. «Viele wissen gar nicht, wie schwierig es ist, mit einem Team, zusammengesetzt aus so vielen eigenen Spielern, in der 1. Liga zu bestehen. Fabian und ich werden der Mannschaft in Zukunft als ihre treusten Fans kräftig die Daumen drücken.»